10. Juni 2009

Teil 6: "Kastrierte Hunde werden dick" und andere Ernährungsmärchen

Heute mal zu einem sehr oft diskutiertem Thema der Hundehaltung: Die Ernährung.

Um die Überschrift aufzulösen: Kastrierte Hunde werden nicht dick weil sie kastriert wurden (außer, es ist einiges schiefgelaufen). Sie werden fett, weil sie zu viel fressen.

Es
kann sein, das sich der Stoffwechsel des Hundes nach der Kastration ändert und er deswegen weniger Futter braucht, aber derlei Änderungen im Bedarf können auch durch Alter, Psyche oder Krankheiten beeinflusst werden.

Wie beim Menschen auch, hat jeder Hund einen Grundbedarf an Energie, den er zur nackten Erhaltung des Körpers braucht. Hinzu kommt die Energie, die er durch Auslauf bzw. Aktivität verbraucht. Auch bei Hunden gibt es gute und schlechte Kostverwerter. also Hunde, die mehr Kalorien aus einer Futterportionen holen, als andere.

M
erke: Ein hektischer, aktiver Hund braucht immer mehr Futter, als ein ruhiger, gelassener und fauler!

Beispiel: ich hatte ja mal drei Hunde (der Dritte lebt heute bei meiner Ex) und alle drei bekamen unterschiedliche Futtermengen, obwohl sie alle knappe 40 cm hoch und rund 15 kg schwer sind. Jenny, meine alte Dame bekam damals zweimal am Tag 60g Trockenfutter, Lena schon zweimal 75g, also ein Viertel mehr und Emil putzte sich mal eben 2x 120g weg...und sah immer noch so aus, als wäre er nie gefüttert worden.

Meiner Meinung nach gehört in jeden Hundehaushalt eine Waage mit der das Futter grammgenau abgewogen wird. die berühmte "Handvoll" ist der erste Schritt auf dem Weg zum fetten Hund. Auch die von vielen Herstellern mitgelieferten Messbecher taugen nur bedingt, denn diese messen nur das Volumen. Und jeder, der schon mal ein Pfund Kaffee in eine Dose umgefüllt hat, weiß wie viel Luft zwischen dem Pulver versteckt sein kann.

Ebenso sollte man das Gewicht der Tiere regelmäßig überprüfen. Entweder mittels der Waage beim Tierarzt oder im Laden. Viele Heimtiergeschäfte haben irgendwo eine Waage rumstehen, die man kostenlos nutzen kann. Grob kann man auch mit dem Handtest arbeiten: Wenn man bei leichtem (!) Druck auf die Flanke die Rippen spürt, und auf der Kruppe mit demselben Druck nur feste Muskeln, ist mit dem Gewicht schon mal soweit alles in Ordnung. Spürt man hingegen nur Fett, ist dringend eine Diät angesagt! Übergewicht kostet den Hund Lebenszeit!

Was man seinem Fiffi nun zum Futter kredenzt, ist mehr oder weniger Geschmackssache. Einzig die Form sollte genauer überdacht werden. Nassfutter schmeckt sicherlich viel besser, versaut jedoch auf Dauer die Zähne. Außerdem bezahlt man teuer Geld für viel Wasser. Trockenfutter (TroFu) besteht prinzipiell aus den gleichen Bestandteilen wie Nassfutter, nur eben ohne den Wasseranteil. TroFu hat nebenbei den Vorteil, das die Zähne nicht so schnell Zahnstein ansetzen, da mehr gekaut wird.

Der Handel bietet diverse Futtersorten an, vom Discounterfutter für einen knappen Euro pro Kilo bis zum superduperpremium Futter für bis zu fünf Euro pro Kilo. Meiner Erfahrung nach beißen sich die gängigen Marken allerdings kaum noch in ihrer qualität.

Meine Weiber bekommen seit langem die Hausmarke vom Discounter, für rund 99 cent das kilo und hatten noch nie Mangelerscheinung oder Unverträglichkeiten. Das Fell der Beiden ist dicht, glänzt (jedenfalls Jennys, Lena müsste man vermutlich lackieren), Die Augen sind klar, die Krallen alle fest. Jenny hatte 2001 die einzige Zahnsteinbehandlung (kurz nachdem sie aus dem Tierheim kam) und hat selbst heute, da sie mittlerweile schon Ur-Oma sein könnte, noch alle 42 Zähne. Lena musste noch nie gegen Zahnstein und Co behandelt werden.

Zum Thema Leckerchen: Ja, Hunde dürfen Leckerchen haben...aber nur die Richtigen und -fast noch wichtiger- die richtige Menge. Ebenfalls im Handel gibt es hunderte von verschiedene Möglichkeiten, sich beim Vierbeiner beliebt zu machen. Vom profanen Keks, über harte oder weiche Kaustangen/-streifen, bis zu den getrockneten Teilen toter Tiere kann man viel Geld loswerden. Wiede3r bleibt es dem Halter selber überlassen, womit er sich einschleimen möchte. Einfach ausprobieren und bei Dem bleiben, was dem Wuff mundet. Meine Weiber z.B. lieben getrocknete Schweineohren und Rinderstrossen (Teil der Speiseröhre), auch Kaninchenohren werden gerne genommen. Lammziemer (der Schniedelwutz des kleinen Schafs) auch...letztere vermeide ich aber, da diese ohrschmalzverdampfend stinken.



Wichtig beim Leckerchen ist, sie mit in die Tagesration einzurechnen! Bekommen meine Weiber tagsüber viel aus der Hand (wenn z.b. Besuch da ist), gibt's am nächsten Tag ein paar Gramm weniger im Napf. Noch ein Grund, eine Waage anzuschaffen.

Wie steht's denn nun mit dem ganzen Menschenkram, den unsere lieben Vierbeiner auch so mögen? Nu, halten wir's mit ratio Eriwan: Ja, aber...

Ich möchte vorab schicken, das der Verdauungstrakt Hunde unserem kaum ähnelt. Sie haben eine extrem aggressive Magensäure, die auch Knochen und Fell fertig wird und einen kürzeren Darm als wir, sind also perfekt darauf ausgerichtet Beutetiere zu verspeisen und zu verdauen. Am Rande sei bemert das wild lebende Hunde und Wölfe Beutetiere meist komplett fressen, also inklusive Knorpel, Fell, Knochen und Innereien. Aas wird gerne genommen, also keine hektischen Flecken bekommen, wenn Waldi mal an einem toten Karnickel herumkaut, er kann das schon ab. Wenn nicht, findet man den Mucker sehr schnell auf dem Teppich wieder. Gönnt sich der Kleine allerdings regelmäßig solche Sonderrationen, ist auf eine regelmäßige Entwurmung zu achten.

Aber zurück: Scharf gewürzte Speisen verbieten sich von selber, da sie zu Verdauungsstörungen führen können. Möchte man der Fellnase etwas Abwechslung gönnen, kocht man z.B. Nudeln, Kartoffeln oder Gemüse ohne Gewürze oder Salz und mischt das Ganze dann unter's normale Futter.

Ich gestehe ungerne, aber offen ein, das im Hause Höppner Pizza meist auch geteilt wird. Allerdings bekommen die Damen nur einen, (in Worten einen) Happen mit. Auch Döner kann ich keinesfalls alleine essen. Wie schon Paracelsus sagte: „Die Dosis macht das Gift“. Ein Stückchen "Menschefutter“ bringt den Hund sicherlich nicht um. Eine regelmäßige, vielleicht sogar tägliche Dosis auf jeden Fall.

Wo wir beim Gift sind: Es gibt einige Dinge, die uns ungefährlich erscheinen, für den Hund jedoch tödlich sein können. So reicht z.b. eine Tafel (nach anderen Quellen drei Tafeln) Zartbitterschokolade mit einem Kakaobestandteil von 70%, um einen handelsüblichen Yorkie zu killen. Das im Kakao enthaltene Theobromin wirkt auf uns nur anregend, auf den Hund, der es nicht verstoffwechseln kann, Herz- und Kreislaufbelastend.

So kann auch eine Zwiebel denselben Yorkie hinüberraffen. Die Zwiebel enthält einen Wirkstoff, der die roten Blutkörperchen des Hundes auflöst, was selten gesund ist. Ob Knoblauch, der ja bekanntermaßen botanisch eng mit der Zwiebel verwandt ist, nun gesund ist oder nicht, darüber streiten gerade die Gelehrten. Ich bin auf jeden Fall vorsichtig geworden.

Gerüchteweise sollen sogar Weintrauben ungesund sein. Ich hab mal ausgerechnet, das meine Lena, die Trauben über alles liebt, mindestens 3 Kilo schiere Beeren fressen müsste, um Probleme zu bekommen...ich mag sie ja, aber soviel gebe ich dann aber doch nicht ab.

Überhaupt Hunde und Obst: Eine gute Kombination. Wenn Rex wild leben würde und sich regelmässig kleinere Nager wie Ratte und Maus, sowie das eine oder andere Kaninchen gönnen würde, frisst er auch den Magen- und Darminhalt mit. Also kann man gerne mal geriebene Äpfel oder Möhren mit unter's Futter mischen oder eine Banane zermatschen und den Wuff damit glücklich machen. Zwar können die hunde nicht alles aus den früchten verwerten, aber die Fasern und einige Vitamine sind gut für Magen und Darm.

Was sollte der Hund denn nu' gar nicht fressen? hier eine -bestimmt nicht komplette- Liste:
Milch: Hunde könne die Laktose nicht aufschlüsseln, daher führt reine Milch (und auch Speiseeis) zu Durchfall. Käse, Joghurt und Quark kann man jedoch geben, da hier die Laktose vergoren wurde.
Eier: Auch wenn's viele alte Hundler glauben: Eier machen kein glänzendes Fell...sie machen weichen Kot. Wer seinem pelzigen Kameraden was gutes für's Fell geben möchte, greift auf Biotin (Vitamin B7 oder H) zurück, z.B. in Form von Murnil von Bayer...
Röhrenknochen: Diese können splittern und den Magen-Darm-Trakt verletzen. Ob der Mastbedingungen in deutschen Ställen gebe ich allerdings überhaupt keine Knochen mehr. Kühe z.b. werden heutezutage so schnell groß, dass ihre Knochen meiner Meinung nach noch zu weich sind, und auch splittern können.
Schweinefleisch: Kann den Erreger der aujeszkyschen Krankheit enthalten. Allenfalls Schweineohren sind OK, bzw. andere Knorpelteile, die bei mind. 130° C getrocknet wurden.
Tischreste: Das, was bei uns auf den Teller kommt, ist in den seltensten Fällen für Hunde geeignet. Wenn's denn sein muss, unbedingt auf die menge achten. Aber auch kleine Mengen können zu Problemen führen, erst recht bei empfindlichen Tieren.


Wie's der Zufall so will, bin ich gerade in der Newsgrouup de.rec.tiere.hunde über zwei (vermutlich ebenfalls nicht komplette) Listen gestolpert: 

Das darf der Hund fressen: Positiv-Liste
Das lieber nicht: No-Go


Was tut man, wenn der Hund zu fett ist? Na, zuerst verhaut man diejenige Person, die es soweit hat kommen lassen. Danach ändert man die Ernährung des Tieres grundlegend. Man kann auf Lightfutter zurückgreifen, von dem ich jedoch nix halte.

Schritt eins sollte sein, die Futtermenge zu senken. Zusätzlich füttert man sogenannte Leerkalorien, also Futtermittel, die weniger Energie liefern als ihre Verdauung kostet. Dazu gehören z.b. Kartoffeln, Nudeln und Reis (achtung, Reis entwässert!), alle natürlich ohne Salz gekocht. Viele von Euch werden jetzt komisch kucken, da doch grade Nudeln für den Menschen klassische Dickmacher sind. Richtig...für uns Menschen, deren Verdauung darauf ausgelegt ist, mit so etwas fertig zu werden. Der Hund-Darm kann das nicht.

Als Leckerchen für den dicken Knurrer bietet sich getrocknete Lunge an. Ist lecker, hat aber kaum Kalorien. Auch alle getrockneten Fleischsorten von Vögeln, also Straussenartikel oder Hühnerfüsse (ja, so was gibt's) sind gute Diätartikel.

Wichtige Kurzinfos zum Schluss:
Futter nicht stehenlassen: Das Nassfutter schnell schlecht wird, dürfte klar sein. Aber auch Trockenfutter kann verderben oder Milben anziehen. Daher: Alles, was nicht nach 15-20 Minuten weg ist, wird weggeräumt.
Nach der Hunderunde füttern: Gerade große Rassen können einen Magendrehung bekommen, wenn sie direkt nach dem Fressen anfangen zu toben oder rennen. Um dieses Risiko zu vermeiden, erst rausgehen, dann füttern und hernach den Hund ruhen lassen.

M
ehrere Mahlzeiten füttern: Es hat sich für alle Seiten als sehr positiv herausgestellt, die Stinker zweimal am Tag zu füttern. Zum Einen haben sie so noch genug Hunger, um für Leckerchen zu arbeiten, auf der anderen Seite schieben sie nicht den ganzen Tag Kohldampf.

Es gäbe noch Einiges zum Futter zu sagen, das sich aber besser im Erziehungskapitel wiederfindet...

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